Die Ärzte Live - Weserufer Minden

Die Ärzte machten am Freitag den 2. Juli 2004 Station mit ihrer Unrockstar Tour am Weserufer auf
Kanzlers Weide.

Bilder weiter unten - direkt zum ersten Bild - direkt zu den Ärzten.

Schon in den Wochen vorher wurde viel Wirbel für dieses Mindener Großereignis in der Presse
gemacht, z. B. Rod's Interview "bei dem Album hat mich die Muse geküsst" und "Augen auf!
Die Ärzte sind nicht allein".
Bereits am Donnerstag Abend ist die Bühne durch "die Sprechstundenhilfen" komplett montiert
(ab Bild 2). Alles ist für die "Behandlung" der erwarteten 15000 Besucher durch Belafarinrod
vorbereitet. Bevor Die beste Band der Welt loslegen kann, gibt's einige famose Vorgruppen zu
hören und zu sehen - fast schon ein kleines Festival. Aber der Reihe nach.

Bevor wir aufs Gelände durften war erstmal Warten angesagt: der Einlass verlief äußerst
schleppend, weil jeder ausgiebig kontrolliert wurde. Wie man da an zwei Eingängen mehr als
10000 Leute in zwei Stunden durchschleusen will weiß wohl nur der Veranstalter. So haben
wir die erste Gruppe Chico Trujillo nur von draußen gehört - wie man mir später sagte, wäre
es kein großer Verlust gewesen. Der Sound konnte nicht wirklich überzeugen und passte
nicht zu den anderen Vorgruppen. Genug Zeit also sich schnell noch einen einigermaßen guten
Platz auf dem bereits extrem vollen Gelände zu suchen. Gerade noch rechtzeitig, denn

Exilia fing schon an (ab Bild 9). Sie waren mein heimlicher Favorit der Vorgruppen, denn bereits
vor drei Wochen hatten sie bei den HBlockX überzeugen können. Auch diesmal legte sich
Frontfrau Masha mächtig ins Zeug und brüllte sich die Lunge auf dem Leib. Der Sound war
voll fett - so muss das sein. Die Zuschauermeinungen waren durchwachsen und viele Daumen
zeigten völlig unverständlicherweise nach unten. Die Gruppe ist hier einfach noch zu
unbekannt. So endete dieser Gig auch ohne Zugaben. Trotzdem ein herrlicher Auftakt.

Fireball Ministry wurde anschließend von Farin persönlich angekündigt (ab Bild 11). Die Band
prügelte sich durch einen fast klassischen Metall-Set. Eine Bereicherung waren die beiden
Frauen, die mächtig viel Druck auf den Sound machten. Vermisst habe ich den stimmlichen
Einsatz der beiden: die durften nur gelegentlich den Refrain mitgrölen. Wie Schade!
Der Sänger und Gitarrist Rev. James sah sich auch nicht in der Lage wenigstens ein einziges
Gitarrensolo zu zelebrieren. Das konnten die Metaller früher besser.

Oomph! war die nächste Gruppe auf dem Weg zum Ziel: sie wurden von Belfrainrod
zusammen als deren neue Freunde angekündigt (ab Bild 13). Zum ersten Mal gingen die Hände
hoch und feierten Dero und Co. mächtig ab. Die Jungs kamen in weißen Kitteln auf die Bühne.
Sänger Dero steckte in einer Zwangsjacke. Ihre aktuellen Hits 'Brennende Liebe' und 'Augen auf'
wurden begeistert mitgegrölt, während Dero erstmal ein Bad in der Menge nahm. Die Band füllte
die Bühne mit ihrer Präsenz aus. 15 Jahre Banderfahrung machen sich halt bemerkbar. Der
düstere Sound und die etwas merkwürdigen und einseitigen deutschen Texte konnte mich nicht
wirklich überzeugen.

Die nächste Umbaupause fiel dann erwartungsgemäß etwas länger aus und die Fans brüllten
sich mit "Wir woll'n die Ärzte sehn" schon mal in Stimmung. Inzwischen wurde das Gedränge fast
unerträglich. An das Nachfassen von Speis und Trank war nicht mehr zu denken. So mussten
wir vom selbst mitgebrachten leben. Die Zeit wurde uns nicht lang. Die drei Beleuchter oben
unter dem Bühnendach unterhielten das Publikum derweil durch ihre waghalsigen Kletterübungen
(Bild 17).

Die Ärzte enterten dann auch pünktlich die Bühne und starteten zu einer großartigen und auf-
wendigen Show. Der Mob ließ sich nicht mehr halten und rastete komplett aus: heftig. Der Sound
wurde noch ein Stück lauter gedreht, trotzdem ließ es sich noch ohne Ohrenstöpsel aushalten;
sehr angenehm. Während sich langsam die Dunkelheit über Minden senkte ließen sich
Belafarinrod vom Publikum abfeiern. Dieses wurde auch gleich in die Regeln eines Ärzte-Konzerts
eingeführt und zum Mitklatschen in den wohldosierten Dosen "kleiner Applaus" (einmal
klatschen), "mittlerer Applaus" (dreimal Klatschen) und "Ärzte Applaus" (totales Ausrasten)
aufgefordert - Ordnung muss sein. Dabei wurden auch die nicht zahlenden Zaungäste aufgefordert
eine eigene Welle zu machen. Die drei waren bester Laune und geizten nicht mit dummen
Sprüchen und Scherzen teilweise arg weit unter der Gürtellinie, während sie ihre Hits zelebrierten.
Dazu eine fantastische Lichtshow nach allen Regeln der Kunst mit reichlich Trockennebel. Man
merkt, dass sie schon 20 Jahre dabei sind. Trotzdem haben Sie ihre Spielfreude nicht verloren.
So verging die Zeit wie im Fluge und nach etwas über anderthalb Stunden verließen sie zum
ersten Mal die Bühne. Während das Publikum noch Zugabe rief, lief hinten auf der Bühne in
großen Buchstaben "Klatscht ihr Säcke" - so was können sich nur die Ärzte mit ihrem Publikum
erlauben. Die folgenden Zugaben gab's dann mit Rod am Flügel, Bela als "der Graf" im
Draculakostüm und alle drei in roten Anzügen in einer Unplugged Session auf Stühlen sitzend.
Nur der Aufforderung nach "Elke" sind sie bis zum Schluss nicht nachgekommen. Zur
Verabschiedung gab's als Leuchtschrift noch "Das wären die Ärzte aus Berlin, Berlin. Tschüß
und verpisst Euch". Das war wörtlich zu nehmen, denn sofort begann die reichlich vorhandene
Security, die Leute von der Bühne weg zu drängen (ab Bild 62). So war nach über zweieinhalb
Stunden mit den Ärzten Schluss. Die 30 Euro Praxisgebühr haben sich wahrlich gelohnt.

Also nichts wie ab nach Hause. Die Idee, auf dem Rückweg noch ein Schnellrestaurant nach
amerikanischem Vorbild aufzusuchen musste allerdings wegen der dort Schlange stehenden
Menschenmassen aufgegeben werden :-(

An nächsten Nachmittag war die Bühne von den fleißigen Helfern fast komplett zerlegt und
auf die Trucks verladen worden (ab Bild 65). Dafür wurde in der City bereits
der nächste Event vorbereitet: die 23. Jazz Summer Night.

Bilder von Christian Schwier hier. Bericht der Kreispolizei Minden: hier :))

 


© D. Macke 17.07.2004 19:31:32